Geschwisterstreit
Streit und Rivalität unter Geschwistern ist ein ganz natürliches und gesundes Verhalten von Kindern.
Auch im normalen Alltag zeichnet sich die Geschwisterbeziehung durch eine tiefverwurzelte emotionale Ambivalenz aus.
Das bedeutet, dass die Kinder gleichzeitig positive Gefühle wie z. B. Liebe, Zuneigung, Bewunderung, Stolz und negative Gefühle wie z. B. Ablehnung, Eifersucht, Neid gegenüber ihren Geschwistern empfinden.
Mit zunehmendem Alter der Kinder kann es vermehrt zu Streitereien kommen.
Begünstigende Faktoren für Streit können sein: Alltag, Probleme in der Schule, Homeoffice der Eltern, Wohnungsgröße (gemeinsames oder Einzelzimmer).
Die Faktoren führen bei allen Familienmitgliedern zu einer stärkeren psychischen Anspannung.
Das kann auch zu deutlich mehr Konflikten in der Familie und auch unter den Kindern führen.
Hier einige Empfehlungen, wie Sie als Eltern mit Streit unter Ihren Kindern umgehen können:
Sehen Sie als Eltern die Streitereien Ihrer Kinder als „normale Reaktion“ in ihrer Entwicklung.
Zeigen Sie als Eltern daher auch Nachsicht mit sich und den Kindern.
Geben Sie Streit und Rivalität weniger Aufmerksamkeit.
Lenken Sie Ihre Aufmerksamkeit lieber auf positives Geschwisterverhalten.
Auch wenn die Kinder aktuell vielleicht mehr streiten, werden wahrscheinlich die positiven Momente unter den Kindern überwiegen. Nehmen Sie auch diese Momente bewusst wahr (notieren Sie es sich evtl. sogar oder berichten es auch dem anderen Elternteil).
Verstärken Sie positives Verhalten, in dem Sie Ihre Kinder loben oder ihnen Anerkennung geben, wenn sie gemeinsam friedlich spielen oder in Kooperation etwas geschaffen haben.
Sehen Sie Ihre Kinder als Individuen und behandeln Sie sie demnach auch individuell unterschiedlich. Jedes Kind hat je nach Entwicklungsstand, Persönlichkeit und Charaktereigenschaften andere Bedürfnisse. Gerade in Krisensituationen reagieren Kinder ganz unterschiedlich und brauchen daher auch eine individuelle Form der Begleitung durch Sie als Eltern.
Halten Sie sich aus Streit zwischen den Kindern möglichst heraus und fordern Sie die Kinder auf, selbst Lösungen zu entwickeln. Eltern sind oft schlechte Richter, da sie häufig gar nicht mitbekommen haben, worum es geht. Somit ist die Gefahr groß, dass ein Kind sich benachteiligt fühlt.
Wenn man Kindern die Möglichkeit gibt, lernen sie, Streit selbst unter sich zu lösen. Viele Kinder können dies schon, da sie es in Kita und Schule bereits gelernt haben. Sogar Kleinkinder und Kindergartenkinder haben oft schon selbst Ideen und Wege, wie sie mit Streit umgehen.
Streiten Kinder immer wieder um das Gleiche, können auch feste Regeln helfen. Gibt es zum Beispiel Streit darüber, wer welche Tätigkeiten im Haushalt übernehmen soll, empfiehlt es sich, einen festen „Dienstplan“ zu vereinbaren. Am besten erarbeiten und basteln Sie diesen Plan gemeinsam mit den Kindern. Ihre Kinder werden hierfür selbst gute und kreative Ideen haben. Sie kennen in der Regel solche Pläne bereits aus Kita und Schule. Dies ist dann auch gleich eine schöne Familienaktivität, die das Gemeinschaftsgefühl stärkt und für Beschäftigung sorgt.
Wenn bestimmte Spielzeuge im Haushalt nur einfach vorhanden sind und sehr begehrt sind, kann eine feste Regel, wann es wer nutzen darf, durchaus sinnvoll sein.
Fördern Sie die Gemeinschaft in der Familie und die Geschwisterebene. Suchen Sie sich eine Aktivität, bei der Sie gemeinsam als Familie etwas kreieren oder schaffen. Dies kann etwas Kleines sein wie eine Höhle bauen oder ein schwereres Puzzle gemeinsam zu legen. Es gibt auch zahlreiche Brettspiele, bei denen man als Team gegen das Spiel spielt.
Oder sie starten gemeinsam ein kreatives Projekt, z. B. etwas basteln/bauen oder einen Film gemeinsam drehen. Seien Sie kreativ und geben Sie vor allem den Ideen der Kinder ausreichend Raum. Nur wenn sie spüren, dass sie sich auch mit ihren Vorstellungen und Ideen einbringen können, werden sie begeistert dabei sein. Und oft haben Kinder ohnehin die besseren Ideen.
Stärken Sie die Beziehung unter den Geschwistern, indem Sie mit den Kindern Dinge finden, die sie gut gemeinsam als Geschwister schaffen können, auch ohne Sie als Eltern. Haben Sie hier Mut und trauen Sie Ihren Kindern ruhig etwas zu, natürlich passend zum Alter und Entwicklungsstand Ihrer Kinder. Z. B. können Sie ohne Hilfe der Eltern einen Kuchen backen oder das Mittagessen selbst kochen. Wenn Geschwister auf sich selbst gestellt sind, halten sie oft zusammen, kooperieren besser und helfen sich gegenseitig. Zu Streit kommt es da eher selten.
Zum Schluss noch eine Information, die Sie trösten kann, wenn es doch mal wieder hoch hergeht zwischen den Geschwistern:
Wissenschaftliche Studien zeigen, dass Kinder, die häufig Konflikte mit Geschwistern austragen, positivere Freundschaftsbeziehungen pflegen.
Der Streit unter den Geschwistern stärkt also die soziale Kompetenz Ihrer Kinder.
Weitere Tipps finden Sie unter dem Link www.baer.bayern.de/familie-umfeld/familie/geschwister/geschwisterkinder/
Originalfassung: Patrik Kramer und Naemi Mühlstein, Ökumenische Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche, Landkreis Fürstenfeldbruck
Überarbeitung: Amt für Jugend und Familie Regensburg, 08/2023