Die erste Liebe
Das erste Mal verliebt sein, der erste Kuss und das erste "Ich liebe Dich"... das sind Erfahrungen, die uns ein Leben lang begleiten.
Viele Eltern fürchten sich vor dem Moment, wenn dies das eigene Kind zum ersten Mal betrifft.
Denn nun wird ein neues Kapitel aufgeschlagen, eine neue Gefühlswelt.
Auch für die Eltern ändert sich vieles, da der junge Mensch nun seine eigenen Wege geht.
Dabei heißt es für Eltern einerseits loszulassen und trotzdem für das Kind da zu sein.
Sozusagen einen sicheren Hafen zu bieten, in den eine Rückkehr jederzeit möglich ist.
In welchem Alter ist "verliebt sein" eigentlich normal?
Wenn Ihr Kind im Grundschulalter ist, kann es bereits tiefe Zuneigung zu einem Freund oder einer Freundin entwickeln.
Hier wird vor allem die Nähe des Anderen gesucht.
Sie fühlen sich miteinander wohl und teilen die gleichen Interessen.
Erwachsene sprechen hier gerne von erster Verliebtheit.
In der Pubertät kommt das eigentliche Gefühlschaos durch die Hormonumstellung.
Es kommt zu einer romantischen "Anhimmelei", wie z. B. gegenüber einer unerreichbaren, prominenten Persönlichkeit.
Irgendwann starten die ersten Versuche in eine Liebesbeziehung.
Manche Kinder sind früher dran und andere lassen sich mehr Zeit.
Woran erkenne ich, dass mein Kind ernsthaft verliebt ist?
Irgendwann ist es soweit: Ihr Kind ist verliebt.
Die jungen Leute verhalten sich dabei ganz unterschiedlich.
Manche schwärmen den ganzen Tag von der entsprechenden Person und andere behalten es lieber für sich.
Letzteres kann auch sein, wenn eigentlich ein offenes Verhältnis zu den Eltern besteht.
Das ist ganz normal. Denn jeder Mensch hat ein Recht auf Privatsphäre.
Dennoch entgeht dem Großteil der Eltern die erst Liebe nicht.
Es gibt zahlreiche Anzeichen für das Verliebtsein:
Alles, was vorher wichtig war, scheint nun eine Nebenrolle zu spielen, z. B. Hobbies, Freunde und Schule.
Das Smartphone wird keine Sekunde aus den Augen gelassen. Es treffen zahlreiche Nachrichten ein.
Das Taschengeld wird knapp, wegen kleinen Geschenken oder einer Typ-Veränderung.
Der junge Mensch trägt Parfüm, schminkt oder rasiert sich, trägt andere Kleidung...es gibt natürlich noch viele weitere Merkmale.
Wie reagiere ich, wenn mein Kind seine erste Liebesbeziehung hat?
Der Umgang mit der ersten Liebe des eigenen Kindes hängt meist davon ab, wie die Eltern selbst die erste Liebe in Erinnerung behalten haben.
Wenn es einer erziehungsberechtigten Person damals selbst gut gegangen ist, kann sie sich besser mit dem eigenen Kind freuen.
Dagegen wird sich ein Elternteil mit schlechten Erfahrungen vermutlich weniger freuen und das eigene Kind vor ähnlichen Erfahrungen beschützen wollen.
Dies kann sich äußern, indem aus Angst Reglementierungen und Verbote ausgesprochen werden.
Elternteile, die an ihre erste Liebe mit Herzschmerz und Traurigkeit denken, laufen Gefahr, abfällig über die auserwählte Person ihres Kindes zu reden.
Sprüche könnten sein: Das bleibt eh nicht so! Du wirst schon sehen! Ewig hält das eh nicht!
Lustig machen, Verspötteln und Bloßstellen vor Anderen, wie „Wisst ihr eigentlich schon, dass unser Kind verliebt ist?“ erzeugen bei der betroffenen Person Schamgefühle und sind verletzend.
Solche Kommentare sollten unbedingt vermieden werden!
Denn das verunsichert die jungen Menschen und führt zu Vertrauensbrüchen.
Stattdessen wünschen sich die Heranwachsenden Unterstützung von ihren Eltern.
Jugendliche nehmen ihre erste Liebe - zurecht - sehr ernst.
Wenn sich Ihr Kind Ihnen anvertraut, egal in welchem Alter, sollten Sie es ernst nehmen.
Freuen Sie sich, wenn die erste Liebe Ihres Kindes erwidert wird und Ihr Kind keinen Liebeskummer leiden muss.
Plaudern Sie selbst aus der Vergangenheit, dann wird Ihr Kind sie als Rat gebende Person ernster nehmen und sich eher anvertrauen.
Berichten Sie von positiven Erfahrungen ebenso, wie vom ersten Herzschmerz, aber ohne Wertung.
Der junge Mensch wird es dann eher zulassen, dass Sie bei seinen Gefühlen begleiten dürfen.
Ist es normal, wenn ich auf das junge Paar eifersüchtig bin?
Wenn Ihr Kind eine Beziehung eingeht, ist dies ein Anzeichen dafür, dass es bereit ist, emotional neue Wege einzuschlagen.
Es löst sich immer mehr von den Eltern ab.
Plötzlich schaffte es eine völlig fremde Person, das Herz und den Verstand Ihres Nachwuchses komplett zu erobern.
Wenn Sie Ihr Kind fragen, handelt es sich bei diesem Menschen um die beste, schönste und klügste Person, die alles weiß und grundsätzlich meinungsbildend ist.
Eventuell merken Sie plötzlich den anstehenden Generationswechsel, indem Sie das "Kind" so erwachsen sehen.
Oft können Eltern die Freude des eigenen Kindes deswegen nicht teilen.
Gedanken huschen durch den Kopf, wie "Wieso schon so früh?" oder "Ich kenne dieses andere Kind doch überhaupt nicht!".
Es empfiehlt sich, solche Gedanken nicht laut auszusprechen, da es ganz normal ist, Wehmut zu empfinden.
Denn immerhin nimmt nun das erste Mal eine andere Person den höchsten Stellenwert bei dem jungen Menschen ein.
Durch den Abnabelungsprozess Ihres Kindes haben Sie selbst auch wieder mehr Zeit für Ihre Bedürfnisse.
Sie agieren nicht mehr nur als Eltern in einer andauernden Verantwortungsrolle.
Eifersuchtsgefühle sind ganz normal, wenn man sein Kind an einen anderen Menschen abgibt, in dessen Obhut.
Glück und Unglück des eigenen Kindes liegen nun in den Händen eines meist unerfahrenen jungen Menschen.
Zärtlichkeiten von Seiten der Eltern werden vielleicht nicht mehr angenommen.
Was können wir tun, wenn unser Kind nur noch seine Liebe im Kopf hat und alles andere vernachlässigt?
Für Ihr Kind ist es zunächst schwierig, sich seiner ersten Liebe überhaupt zu nähern und das kann alle Energie und Konzentration kosten.
Auf der Strecke bleiben dabei oft Schule, Familie und andere Verpflichtungen.
Setzen Sie sich in einer ruhigen Minute zusammen hin, um gemeinsam Regeln aufzustellen.
Dies erleichtert die neue Situation in Ihrem Familienalltag.
An die Regeln müssen sich die Eltern sowie auch der junge Mensch halten.
Solche Regeln wären beispielsweise:
Unter der Woche ist um 20 Uhr Zapfenstreich
Tagebücher werden nicht angerührt
Wichtige Termine werden eingehalten
Hausaufgaben und Lernaufgaben müssen vor der Freizeit erledigt sein.
Wie kann ich meinem Kind bei Liebeskummer helfen?
So berauschend die erste Liebe ist, so intensiv und Besitz ergreifend kann auch der Liebeskummer sein.
Der Grund für den Kummer ist meist vielfältig: Man ist in jemanden verliebt, der nichts davon ahnt und die Hürde, sich zu offenbaren scheint unüberwindbar.
Oder man hat sich verliebt, aber man wird nicht zurück geliebt.
Selbst wenn die erste Liebesbeziehung schön und bereichernd ist, kommt früher oder später der erste Liebeskummer.
Sei es, weil sich einer von beiden neu verliebt oder die Beziehung irgendwann als langweilig empfunden wird.
Und selbst wenn man freundschaftlich auseinander geht, ist da immer einer, der sich ausgesprochen verlassen fühlt, vielleicht sogar gekränkt oder ausgenutzt.
Die meisten Eltern können sich zwar noch sehr gut an den eigenen Liebeskummer erinnern, dennoch wird oft vergessen, wie sehr ein junger Mensch unter dem Verlassenwerden leidet.
Oft besteht der Irrglaube, dass nach ein paar Tagen die Welt wieder in Ordnung ist.
Noch schlimmer ist es, wenn Sätze wie diese fallen: Ich habe dir ja gleich gesagt, dass es nicht die ewige Liebe ist! Andere Eltern haben auch hübsche Kinder!
Werten Sie den Liebeskummer Ihres Kindes nicht ab oder überspielen ihn.
Respektieren Sie den Schmerz Ihres Kindes und lassen Sie das Weinen, den Zorn und die Trauer zu, indem Sie Ihrem Kind zeigen, dass es jederzeit mit seinen Problemen zu Ihnen kommen darf.
Seien Sie für Ihr Kind da und hören Sie geduldig zu, wenn es Sie braucht.
Auch Ablenkung hilft manchmal. Unternehmen Sie deshalb mit Ihrem Kind etwas Schönes, z. B. Kinobesuche, Ausflüge oder andere Aktivitäten, von denen Sie wissen, dass es Ihrem Kind gefällt.
Was muss ich bei einer "Internet-Liebe" beachten?
Die jüngeren Generationen sind mit den vielfältigen Möglichkeiten der modernen Medien gut vertraut.
Im Internet können sich Menschen kennen lernen und Freundschaften schließen.
Warum sollten sie hier nicht auch die große Liebe finden?
Jedoch sollte bei einer Bekanntschaft im Netz immer Vorsicht walten.
Dort tummeln sich auch Menschen, die die Anonymität des Internets nutzen, um sich jugendliche Scheinprofile zusammenzubasteln und als Gleichaltrige ausgeben.
Diese sollen andere junge Menschen besonders ansprechen und verführen.
Denn nur so erhalten Sie Kontakt zu den Jugendlichen.
Hier gilt:
Sprechen Sie offen mit Ihrem Kind über die Risiken von Chats und Social Communities.
Bitten Sie Ihr Kind mit der Herausgabe von persönlichen Daten extrem vorsichtig zu sein! Niemals sollten detaillierte Fragen zu intimen Angelegenheiten beantwortet werden.
Üben Sie unbedingt bestimmte Verhaltensregeln mit Ihrem Kind.
Sollte ein erstes Treffen mit der Internet-Bekanntschaft anstehen, lassen Sie Ihr Kind niemals alleine gehen. Wenn es Ihre Anwesenheit nicht toleriert, suchen Sie gemeinsam mit dem Kind eine Begleitperson aus, die für Sie beide in Ordnung ist.
Der Treffpunkt sollte ein öffentlicher Ort sein, wie beispielsweise ein Café.
Bereiten Sie Ihr Kind darauf vor, dass trotz großer Verliebtheit die erste Begegnung zu einer Enttäuschung werden kann, wenn die Erwartungen dieser virtuellen Bekanntschaft nicht erfüllt werden.
Text: FamilienAPP Ostallgäu; Überarbeitung: Amt für Jugend und Familie Regensburg 04/2025