Grundschulabitur: Wahnsinn oder einfach Übertritt
Wenn die Lehrkraft einer vierten Klasse die Schulaufgaben zurück gibt, können vor allem diese Reaktionen beobachtet werden:
Auf der einen Seite ekstatische Freudenschreie, tanzende Kinder, die eine Eins oder Zwei erhalten haben.
Auf der anderen Seite Kinder, die buchstäblich zu Boden gehen, mit tränennassen Gesichtern und angstvollen Ausrufen: „So kann ich nicht heimkommen“, weil sie eine Drei oder schlechter geschrieben haben
Eine Drei ist nicht mehr befriedigend, eine Drei bedeutet, der Übertritt ist gefährdet....
Der Alltag von Grundschulkindern
Bereits ab der dritten Klasse spüren viele Kinder den Druck, der auf ihnen lastet, die Schule erfolgreich zu meistern.
Erfolg messen viele Eltern daran, ob das Übertrittszeugnis eine Empfehlung fürs Gymnasium oder zumindest die Realschule gibt.
Sätze wie „Ich will kein Loser sein.“, oder „Wenn ich es schaffe, bekomme ich ein Smartphone.“...drücken Verzweiflung und Hoffnung gleichermaßen aus.
So hegen viele Eltern die Befürchtung, ihr Kind habe weniger Chancen im Leben, wenn es nicht wenigstens auf die Realschule, besser auf das Gymnasium wechselt.
Die Mittelschule wird oft als „Restschule“ oder "Übel" gesehen.
Es wird nicht nur als Scheitern des Kindes, sondern auch als persönliches Scheitern erachtet, wenn es das Kind nicht auf eine höhere Schule schafft.
Das Gymnasium als „goldener Weg“
Viele Eltern bezahlen inzwischen teure Nachhilfestunden, auch wenn es nicht unbedingt notwendig wäre.
Sie berichten von der „Qual“ mit den Hausaufgaben, die täglich wiederkehrt.
Jeden Nachmittag wird mit den Kindern gelernt, damit die Noten für den Übertritt erreicht werden.
Denn viele Eltern sehen nur diesen Weg, als den einzig richtigen Weg.
Viele Eltern denken, dass Kinder anderweitig kein Erfolg und Glück im Leben haben können, aber das ist falsch.
Sie schämen sich für ihr Kind oder sehen keine Zukunft.
Das ist in Deutschland schlicht und ergreifend falsch.
Viele Wege sind möglich
Obwohl das deutsche Schulsystem Anlass zu Kritik gibt, bietet es so viele Möglichkeiten.
Abitur und Studium sind nicht nur über das Gymnasium zu erreichen, sondern auch nach der Mittelschule und einer Berufsausbildung, nach Fachoberschule (FOS) und Berufsoberschule (BOS) sowie über Abendschule oder Fernstudium.
Nicht umsonst gibt es den Spruch "Wo ein Wille ist, wird ein Weg gefunden."
Als Eltern können Sie sich vorab informieren, welche verschiedenen Wege es gibt und welcher für das Kind am besten passt.
Dabei sollten auch die Wünsche und Ideen des Kindes gehört und realistisch eingeschätzt werden.
Dies kann zur Entlastung beitragen und die Beziehung zwischen Eltern und Kind stärken.
Denn manche Kinder lernen lieber und andere arbeiten gerne mit ihren Händen.
Jedes Kind hat andere Qualitäten.
Berufswunsch sowie der Wunsch nach bestimmten Weiterbildungen zeigen sich oft erst nach einigen (Berufs-)Jahren, wenn die Kinder etwas reifer sind.
Eltern sollten darauf vertrauen, dass das Kind seinen Weg nehmen wird
Ob Mittelschule und Berufsausbildung, Realschule oder Abitur und Studium...
Der erste Schritt ist das Vertrauen in das Kind und seine individuellen Stärken.
Weniger Druck und Stress rund um das Thema „Übertritt“ trägt bei Kindern und Eltern zur Entlastung bei.
Denn stressfrei lernt es sich am besten!
Wenn das Kind selbst den Ehrgeiz entwickelt, nach der Mittelschule und Berufsausbildung und Meisterabschluss ein Studium zu beginnen, wird es das aus eigenem Antrieb heraus machen.
Nicht produktiv sind dagegen Zwang und Druck, da diese dem eigentlichen Ziel entgegen wirken. Sie schüren nur Wut, Frust und Unlust.
Beratung
Wenn das Thema "Übertritt" den Familienalltag bestimmt und zur Belastung für Kind und/oder Eltern wird, kann ein vertrauliches Beratungsgespräch mit Fachleuten helfen.
Informationen zu Möglichkeiten im Bildungssystem und die individuelle Planung des Bildungsweges finden Sie auf https://mein-bildungsweg.de.
Für die Beratung steht neben den Lehr- und Beratungsfachkräften der Schulen auch die Schulberatung des Ministeriums für Unterricht und Kultus zur Verfügung: Staatliche Schulberatungsstelle für die Oberpfalz (bayern.de)
Grundschulen verfügen über eine sozialpädagogische Unterstützung an Schulen, die sogenannten Jugendsoziarbeit an Schulen. Sie können sich dort ebenfalls beraten lassen, wenn Sie Informationen oder eine Entscheidungshilfe benötigen. Die Fachkräfte kennen die Kinder in der Regel sehr gut und können neutrale Infos geben. Sie finden die Kontaktdaten der Fachkräfte auf den Homepages der Schulen.
Originalfassung: Landkreis Fürstenfeldbruck
Überarbeitung: Amt für Jugend und Familie Regensburg, 04/2025